Samstag, 29. Juni 2013

Das Stillen und ich - Oder von prüder Business-Lady zum Muttertier!

Ja, ich stille... und das mittlerweile auch gern!

Noch vor Lottes Geburt habe ich die Frauen belächelt, die sagten, dass Stillen für sie so schön und erfüllend sei.

Klar, ich wollte gern stillen, aber nicht meinetwegen, sondern weil ich meinem Kind einfach das beste mit auf den Weg geben wollte, was ich als Mama zu bieten habe. Und darunter fällt natürlich auch die Muttermilch.

Aber für mich war klar: NIE werde ich in der Öffentlichkeit stillen, also bitte, das geht doch gar nicht. Brust rausholen und in einem Café das Kind anlegen? Okay, ihr werdet später mehr hierzu erfahren ;)

Bereits in der Schwangerschaft las ich alles über die Thematik und wollte bestmöglich vorbereitet sein, damit es auch ja mit dem Stillen klappt.
 
Fläschchen und Pre-Nahrung kamen mir nicht ins Haus, denn ich wollte mich erst gar nicht verführen lassen.

Und dann war das Lottchen auf der Welt, Ewigkeiten lag sie auf meinem Bauch, gleich überschüttete ich sie mit Streicheleinheiten, meiner Liebe, ich war ab dem Moment Mutter.

Dann musste sie mit meinem Mann aus dem Kreißsaal heraus, da ich mit einem Laser behandelt wurde. Ein Gedanke kreiste in meinem Kopf: Du musst doch dein Kind stillen, sonst klappt das nicht mehr, dies las ich schließlich in jedem Beitrag über das Stillen... Irgendwie stresste mich der Gedanke sehr.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann meine Tochter zu mir, Schwiegemama war zu dem Zeitpunkt auch schon eingetroffen, da wir stolz das Enkelchen präsentieren wollten.
Und was machte ich? In dem Moment war mir alles egal... Ich packte die Milchquellen aus und versuchte mein Kind zu stillen.
Ein wenig wurde ich wohl noch von der Hebamme unterstützt, aber leider wurde es mir im Krankenhaus nie wirklich gezeigt. (Tipp: Fragt hier wirklich aktiv nach Unterstützung von den Hebammen!)
In den drei Tagen quälte ich mich regelrecht mit dem Füttern meines Kindes, die Brustwarzen waren kaputt, es tat bei jedem Schluck von ihr höllisch weh und überhaupt war es mir unangenehm. Lotte schrie auch immer wieder hysterisch vor Hunger (Drama Queen war ihr neuer Spitzname), was natürlich das korrekte Anlegen nicht einfacher machte.
Allerdings legte ich da schon meine Prüderie ab und mir war es egal, ob der männliche Pfleger oder der Besuch meiner (äußerst lieben) Zimmernachbarin anwesend war, mein Kind hatte Hunger und nur das zählte.

Irgendwann gaben mir die Krankenschwestern Stillhütchen, eine Erleichterung! Und meine eigentliche Hebamme besuchte mich im Krankenhaus und zeigte mir das Stillen im Liegen.

Und dann war ich Zuhause, ganz in Ruhe... Und es klappte. Kein Weinen und Anschreien mehr der Brust, die Stillhütchen waren zwar nicht so komfortabel, aber so heilten meine Wunden schnell.
Zudem wirkten angetrocknete Muttermilch, Luft und Salbe Wunder, so dass ich immer wieder versuchte ohne Stillhütchen das Lottchen zu füttern. Aber sie verweigerte es. Doch ich gab nicht auf, denn auch meine Hebamme riet dazu, dass es einfach besser ohne die Hilfsmittel sei.

Wie und warum es auf einmal beim Kind ohne die Plastikdinger ging kann ich euch nicht sagen. Irgendwann war es einfach soweit und es war gut so! Keine Schmerzen mehr und auch das umständliche Hantieren mit den Hütchen fiel weg.

Und in der Öffentlichkeit? Ja, da stille ich.
Klar, ich präsentiere immer noch nicht meine nackte Brust und gönne mir auch etwas Privatsphäre indem ich eher ruhige Ecken wähle, aber es klappt auch in einem belebten Café. Oder auch vor Freundinnen. Die merken es meist ja eh nicht mehr so wirklich, schließlich trage ich große Tücher... Und ich unterhalte mich einfach währenddessen weiter mit ihnen.

Nur vor Familie, männlichen Freunden und Bekannten werde ich nicht stillen. Ich mag es nicht, es ist mir unangenehm und ich glaube die meisten können auch auf den Anblick einer stillenden Mama verzichten.

Hilfreiche Utensilien?
Goldwert sind passende Still-BHs. Ich habe hier die einfachen von DM. Aber auch die Stillbustiers von Medela sind super, besonders in der Nacht angenehm zu tragen.
Und auch der Stillschal von Dawanda (ein einfacher Loop...) ist toll.


Als Stilltee nutze ich derzeit einfachen Fenchel-Anis-Kümmeltee. Ab und an gönne ich mir den leckeren Stillsaft. Aber das ist kein Must-Have.
Ein Stillkissen war am Anfang auch hilfreich, doch mittlerweile kann ich in jeglicher Position stillen, so dass wir es nur noch als kleines Bettchen für Lotte nutzen.

Und was passierte mit den Büchern und dem Infomaterial?
Habe ich nie wieder angerührt oder gelesen.

Und erfüllt mich das Stillen mittlerweile?
Schwierig zu sagen... Ich bin froh, dass es klappt, schließlich kann ich sogar vollstillen. Und ich erwische mich auch dabei, dass ich meine Tochter während sie an meiner Brust trinkt selig beobachte. Es verbindet uns... Und sie lächelt mich an, vielleicht dankbar, voller Liebe und ich weiß, es lohnte sich für mich, dass ich mich ein wenig am Anfang gequält habe.

Aber ich kann Frauen verstehen, für die das Stillen nichts ist. Es ist eine Überwindung, es sind Schmerzen (die heiße Stricknadel finde ich immer einen passenden Vergleich) und der Körper wird in der Zeit geteilt.
Es ist eine unglaubliche Abhängigkeit, damit hadere ich ab und an.
Doch dagegen lässt sich Abhilfe schaffen, man kann abpumpen.
Dies habe ich auch fleißig gemacht. Empfehlen kann ich hier die Lansinoh Hand-Milchpumpe und die passenden Muttermilchbeutel. Als Fläschchen nutzen wir die von Avent.

 
So haben wir im Notfall immer was im Haus für die Raupe.
Und der Papa genoß es auch sehr, als er das erste Mal sein Mädchen füttern durfte :D

Ich glaube fest daran, dass man sich einfach nicht stressen lassen darf. Auch vermied ich es, Lotte vor und nach jedem Stillen zu wiegen, um zu sehen, ob sie auch ausreichend trinkt. Mir reichte es, dass sie generell an Gewicht zunahm und einen fidelen Eindruck machte.

Wie in vielen Dingen vertraute ich auch beim Stillen meinem Instinkt, dem Mutter-Instinkt. Ich bin ein Muttertier geworden... Und das half mir.

Aber Stillen darf wie gesagt nicht im Stress ausarten.
Mittlerweile gibt es tolle Säuglingsnahrung und es ist keine Schande, wenn man darauf zurück greift. Denn es ist schließlich wichtig, dass Mama sich wohlfühlt und glücklich ist, denn nur so ist das Kind auch glücklich :D

Wisst ihr was superpraktisch ist?
Nachts stillen zu können. Kind liegt neben einem im Bettchen, meldet Hunger an und ich muss sie nur zu mir holen, nix warm machen etc. und in 10 Minuten können wir beide wieder schlafen. Okay, am Anfang tüdelte die Raupe auch gern mal 1,5 Stunden rum bis sie satt war...

Und was ist nicht so doll?
Wenn Mama mal wieder Migräne hat. Da bin ich dann wirklich sehr sparsam mit Medikamenten, aber laut der Kinderärztin ist Paracetamol dann wohl kein Problem.
Verzichte ich sonst auf irgendetwas?
Nicht wirklich. Wir vermeiden eigentlich nur Zwiebeln, da Lotte hiervon starke, etwas schmerzende Blähungen bekommen hat. Doch sonst gibt es keine Einschränkungen.
Man muss einfach schauen, was die Kleinen vertragen und was nicht. 

Ach ja, nerven kann auch, wenn das Kind Hunger hat, man aber bereits startklar zur Abfahrt zu irgendeinem Termin ist. Oder ich einfach mal diesen Beitrag zu Ende schreiben will :D

Doch noch nerviger ist es, dass man unserer Tochter meist zig Outfits anziehen muss, bis man endlich los kann, denn unser Speikind spuckt genau dann, wenn wir sie gerade von der Mullwindel oder dem Lätzchen befreit haben. Allerdings sind wir da mittlerweile auch entspannter. Dann muss sie halt auch mal mit einem vollgespuckten Shirt rumlaufen...

Ich möchte betonen, dass dies meine subjektive Meinung ist, meine Erfahrungen zum Thema stillen. Es soll sich keiner angegriffen fühlen!

Und nun warte ich geduldig darauf gefüttert zu werden, denn der Mann kocht gerade ein Puten-Curry :D 

Ich wünsche euch allen noch ein schönes und erholsames Wochenende!

9 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen Post, du sprichst mir mal wieder aus der Seele. Bei mir war es ganz genau so. Ich wollte Ida unbedingt stillen, aber nach dem Kaiserschnitt lag ich zur Beobachtung im kreißsaal und es klappte einfach nicht. Zwar hat sie gesaugt, aber wohl nicht genug in den Mund bekommen und wurde nicht satt. Ich war echt ziemlich verzweifelt, muss aber ebenso wie du sagen, dass mir da Unterstützung seitens der Schwestern fehlte. Am zweiten Tag hab ich dann Besuch einer Stillberaterin bekommen und seitdem ging es gut - wobei ich auch Stillhütchen bekommen hab und seitdem damit stille. Ida kommt damit einfach besser klar und ich hab mich an die Handhabung gewöhnt.
    Vor dem Stillen in der Öffentlichkeit hatte ich anfangs auch Angst und wir haben uns oft daheim eingeigelt. Aber dann bekam ich einen Stillschal und eine Milchpumpe geschenkt und wir wurden wieder aktiver.ruhige Ecken findet man halt überall und zur Not stille ich auch schon mal im Auto oder der umkleidekabine. Mittlerweile ist Ida acht Monate alt und ich stille immer noch neben der Beikost. Ich merke halt, dass sie diese Kuschelauszeiten braucht und das tut uns ja dann auch beiden gut!
    LG Eva

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    1. Danke dir Eva, für diesen ausführlichen Kommentar!

      Und so schön zu hören, dass es so toll klappt.

      Jepp, Auto kenne ich auch als Rückzugsort oder einsame Treppe bei einer Familienfeier. Es geht alles.

      Ich hoffe sehr, dass ich noch etwas vollstillen kann und dann neben der Beikost auch wenigstens das Abend- oder Frühstillen hinbekomme. Zumal es ab Oktober ja wieder ans Arbeiten geht.

      Und das hast du schön geschrieben: Kuschelauszeiten! Das ist wirklich toll daran :D

      Liebe Grüße zurück!

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  2. Das ist ein toller Beitrag zum stillen!
    Ich finde es toll, das es so reibungslos klappt bei euch und du es trotzdem nicht sooo übertrieben darstellst, als wäre es das wichtigste auf dieser Welt!
    Momentan habe ich das Gefühl, das es nur noch Stillfanatiker gibt, die alles andere nicht akzeptieren.
    Ich bin eine überzeugte Fläschchenmama, weil es für mich ein ganz komisches Gefühl war beim stillen, kann ich garnicht so genau erklären.
    Ich habe mich absolut unwohl dabei gefühlt!
    Bei meinem ersten Kind war ich noch sehr jung, bin einen Tag nach der Entbindung nach Hause gegangen und habe nie wieder eine Hebamme gesehen, die es mir hätte nahebringen können.
    Die anderen beiden habe ich ambulant entbunden und musste eine Hebamme nehmen, denen ich aber sehr selbstbewusst gesagt habe, das ich nicht stillen möchte und damit war das Thema erledigt...
    Manche nennen es egoismus oder denken, das ich meine Kinder weniger liebe, aber das stimmt nicht, ich sehe den Zusammenhang darin auch nicht.
    Ich denke, jeder sollte das machen, worin er sich am wohlsten fühlt!
    LG Simone

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    1. Danke dir für deinen Kommentar als Flaschenmami!

      Genau das meine ich: Man muss sich dabei wohlfühlen. Ansonsten bringt das Ganze so gar nichts.

      Bei dem Gedanken, dass ein Kind an mir rumnuckeln würde fühlte ich mich bis zur Geburt von Lotte auch etwas seltsam, doch wollte ich es versuchen und für mich war es okay. Klar, die Startschwierigkeiten waren da, aber ich merkte, dass es uns irgendwie gut tut.

      Und ich glaube daran, dass es für Lotte nicht so schön wäre, wenn Mama sich dabei nicht wohlfühlen würde.

      Schade, dass es meist bei solchen Themen immer nur schwarz oder weiß bei den Leuten gibt. Und jemandem Egoismus in dem Zusammenhang vorzuwerfen ist auch mehr als unfair.

      Liebe Grüße zurück!

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  3. Ich freue mich, dass es klappt. Manchmal ist der Anfang schwer, so wie du es beschrieben hast. Aber das wichtigste ist sich Zeit nehmen und Ruhe bewahren. Und sich nicht von den tollen Schwestern rumkommandieren lassen, dass das Baby richtig angelegt werden muss und dass läuft alles von alleine. Dann kann man auch nach einer anderen Schwester verlangen :)

    Alles Gute, ruhige Nächte
    und wärmste Empfehlungen für www.momscam.blogspot.de

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  4. Das hast du so schön und aufmunternd geschrieben.
    Seit dem Kaiserschnitt vor 2 Wochen betreibe ich Pumpstillen. Wir hatten einen schweren Start mit Anpassungsstörungen und Gelbsucht und men Schatz war einfach zu schwach zum Trinken.

    Ich bin aber guten Mutes, dass wir das in den nächsten Wochen wieder lassen können, das ewige Pumpen, Spülen, Sterilisieren nervt auf Dauer ziemlich. :)

    Und die Medela Stillbustiers kann ich auch nur empfehlen, besonders nachts gibt es nichts bequemeres!

    Liebe Grüße aus Köln
    Missy

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    1. Danke dir!

      Und ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass es mit dem Stillen vielleicht doch noch klappt. Auch wenn ihr so einen schwierigen Start hattet. Aber du klingst sehr optimistisch, sehr schön :D

      Liebe Grüße aus dem Norden!

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  5. Ich bin ein begeisterter Blogverfolger von euch und schreibe jetzt zum ersten mal. Ich bin im 7. Monat und bekomme schon seit gut 2einhalb bis 3Monaten Milch. Meistens nachts. Morgens wenn ich aufstehe ist mein Nachthemd steif fleckig. Ich möchte unbedingt stillen wenn mein Baby da ist,habe aber Angst das meine Brustwarzen nicht "dick" oder "groß" genug werden so das mein Kind saugen kann. Meinst du ist das ein Nachteil?
    Lg Reyhan

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    1. Oh wie schön, ich freue mich, wenn sich stille Blogleser melden.

      Ich habe auch nicht die perfekte Form, so dachte ich :D Aber eine gute Hebamme wird dir das alles zeigen und dann klappt es meist sehr gut. Stillen ist auch viel Übungssache. Und zur Not gibt es ja noch die Stillhütchen.

      Liebe Grüße!

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